(Theodor Fontane)

Eugen von Leuchtenberg 

 

 

1. Wie Eugène nach Moskau kam

Ein freier Geist, im Wandel treu,
Fortunas Diplomat,
Beweglich zwischen Alt und Neu,
Ein Hofmann und Soldat,
Klug, doch an Mut den Bravsten gleich,
Flexibel, aber zäh -
Den Leuchtenberger rühm' ich Euch,
Eugène de Beauharnais.

Der Vater, Graf und General,
Küßt' einst die Guillotin';
Vor Mainz den Rückzug er befahl,
Das ward ihm nicht verziehn.
Die Witwe blieb nicht lang allein
Im prächtigen Palais -
Da sah das Kind die Mutter frei'n,
Der junge Beauharnais.

Der fremde Mann, der Bonapart,
Macht kühn und smart Karriere,
Den Stiefsohn fand er recht apart,
Und schon nach kurzer Lehre
Stieg der als Vizekönig ein,
Ein Star der Hautevollee,
Ließ sich's in Mailand bene sein,
Der schöne Beauharnais.

In München, in der Residenz,
Begehrte er die Braut.
Da gab es keine Abstinenz,
Sie ward ihm anvertraut.
Wenn er auch manchen Tort erfuhr,
Genealogenschmäh -
Er war geadelt von Natur,
Der kecke Beauharnais.

Man braucht für einen Königsthron
Nur Samt und etwas Holz.
In Warschau gab's genug davon
Für seines Gustchens Stolz.
Er zog des Kaisers Nähe vor -
Berichtet uns Darnay -,
Nach Moskau führte er sein Korps,
Der tapfre Beauharnais.

 

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2. Wie Eugen nach Eichstädt kam

Napoleon retirierte,
Mit ihm fuhr Caulaincourt,
Murat prompt echappierte,
Standhaft blieb Eugène nur.
Im Schein des Monte Rosa
Und Rußlands tiefem Schnee,
Er war kein Mann der Prosa,
Le Prince de Beauharnais.

Da kam ein Herr Thurn-Taxis,
Der wußte schlauen Rat,
Und bot nach alter Praxis
Belohnung für Verrat -
Doch Eugène, gar nicht zögerlich,
Faßt kühl ans Portepee,
Schickt ihn retour zu Metternich
Und wahrt sein Renommee.

Bei Leipzig und bei Belle-Alliance
Zerbrach des Korsen Glück.
Postwendend fordert' Kaiser Franz
Die Lombardei zurück.
Nun ward Eugen - oh Leser, merk! -
Ein Bayer, tout à fait,
Zu Eichstädt, Duc de Leuchtenberg
Weiß-blau, der Beauharnais.

Am Ostseestrand, ich war ein Kind,
Hat man von ihm erzählt.
Ich merkt' es mir, hab ihn geschwind
Zum Liebling mir erwählt.
Ein nobler Sinn prägt uns Fontans,
Fehlt's gleich am Portemonnaie,
Wir träumen von den Lusignans,
Vom Charme des Beauharnais.

Wünscht man den Ehrgeiz schmächtiger
Und unverrückt das Handeln?
Auch Treue ist ein täglich Werk
Und muß spontan sich wandeln.
Das Leben ist doch mächtiger
Als jegliche Idee:
Das lehrt der Duc de Leuchtenberg,
Eugen von Beauharnais.